In meiner Arbeit im Rahmen der Veranstaltung „Open Data“ im Frühlingssemester 2017 konzentriere ich mich auf Daten des Schweizer Bundesarchivs. Im Gespräch mit Herrn Majoleth, Wissenschaftler bei der Abteilung Informationszugang/Dienst Informationsangebote DIA beim schweizerischen Bundesarchiv BAR, kam uns die Idee, die Daten der Filmwochenschau zu visualisieren. Warum? Weil memoriav.ch, Cinémathèque suisse und das schweizerische Bundesarchiv im Jahr 2015 einen riesigen Digitalisierungsprozess gestartet haben. Sie stellen sämtliche Daten von 1940 bis 1975 online . Das Projekt ist deshalb sehr aktuell und das Seminar ermöglicht es mir, neue Such-Methoden vorzuschlagen. Bisher sind lediglich die Daten des Jahres 1956 online. Die Applikation bildet einen Prototyp einer ganz neuen Such-App für die Daten des Bundesarchivs.
Das Hauptziel ist es, den Zugang zu den Bundesarchivdaten zu vereinfachen, bzw. Filmwochenschaudaten und die Verwendung dieses Datenmaterials in der Gesellschaft zu verbreiten. Das 20. Jahrhundert ist von grosser historischer Bedeutung, da die Nachkriegszeit in der Schweiz zu zahlreichen bedeutenden Veränderungen führte: Der technische Fortschritt und das rasante Wirtschaftswachstum brachten materiellen Wohlstand mit sich und die technische Entwicklung hat unseren Alltag nachhaltig beeinflusst. Im Jahr 1947 wurde die erste Mikrowelle verkauft. Sie war 1,8 Meter hoch und 340 Kilo schwer. 1953 gab es die ersten farbigen Fernseher (1960 in Europa) und 1964 die ersten Desktop-PCs (Olivetti Programma 101). Die technische Entwicklung und die Kriegsfolgen modifizierten aber auch unsere Gesellschaft und politische Umwelt. So wurde der Schweizer Wohlfahrtsstaat ausgebaut, in der Politik galt ab 1959 die Zauberformel und im Jahr 1943 wurde mit Ernst Nobs der erste Sozialdemokrat in den Bundesrat gewählt. 1968 gelang der grosse Durchbruch im Kampf für das Frauen-Stimm- und Wahlrechts auf nationaler Ebene, welches 1971 eingeführt wurde.
Die Applikation ermöglicht es, ins spanende und bedeutungsvolle 20. Jahrhundert einzutauchen. Die Filme sind für Bildungszwecke wertvoll.
Der Excel-Datensatz, den ich vom Schweizer Bundesarchiv zur Verfügung gestellt bekam, enthält sämtliche Metadaten von allen Filmwochenschauen. Insgesamt, mehr als 15'600 Zählen. Als erstes habe ich die Daten bereinigt. Ich habe die Komponenten zugeordnet (Bestand/Subdossier/Dossier/Dokument/Serie), die französischen und italienischen Daten von den deutschen Daten getrennt, für jede Signatur die jeweilige URL gesucht und das Dokument mit Schlagwörtern für das Jahr 1956 vorbereitet. Danach habe ich die wichtigsten Informationen genommen und ein vollständiges JSON-File für das Jahr 1956 erstellet.
Mein Ziel war es, eine einfache, schnelle und ansprechende Visualisierung zu entwickeln, um eine Alternative zu den komplizierten Such-Formularen des Bundes zu bieten.
Meine erste Idee war ein Treemap, um den iterativen, chronologischen Weg einfach darzustellen. Ich habe mich originalitätshalber für den Kreis entschieden und erachte die Zoomable Sunburst als geeignet. Mithilfe der Sunburst kann nämlich das ganze Jahr auf einem Kreis dargestellt werden. Dies ermöglicht stets den Überblick über alle Monate und die dazugehörigen Daten.
Mein Beitrag besteht darin, den Zugang zu den Daten zu verbessern. Diese stehen zwar schon online, sind aber sehr unscheinbar und deshalb schwierig zu finden und zu nutzen.
Die Haupterkenntnis findet sich in den Daten selbst: Eine lebendige Erklärung des 20. Jahrhunderts in der Schweiz.
In weiteren Entwicklungsschritten könnte man die Zoomable Sunburst des Jahres 1956 mit anderen Jahreskreisen verbinden und mehrere Variablen in die JSON einfügen.
Die Treemmap stellt eine geeignete Basis dar. Die Kreisform ist jedoch möglicherweise unlogisch, da ein Jahr nicht einer kreisförmigen, sondern viel mehr einer linearen Logik folgt. Ferner wäre es gut, eine Suchfunktion nach dem „Begriff drop down“-Prinzip einzufügen. So könnten sämtliche Jahre nach einem bestimmten Thema (z.B. Sport/Gesellschaft/Wissenschaft etc.) durchsucht werden. Ich habe die Zeit als Ordnungsvariable gewählt, aber auch das Themengebiet stellte eine spannende Ordnungsvariable dar.
Schlussendlich könnten die Kreise durch verschiedene Variablen ergänzt werden. Ein Beispiel dafür stellt die Dauer der Filme dar: Je grösser der Radius, desto länger ist der Film. Dies impliziert, dass ein bestimmter Film mehr Themen behandelt (wichtiger Kontext, Erfindungen usw.).